Die ursprünglich umfassendere Bezeichnung Tinte leitet sich aus dem lateinischen «tingere» für färben, verwandt mit dem italienischen «tinta» für Farbe, ab. Die ältere Bezeichnung «encaustrum» stammt vom Kochvorgang der frühesten metallischen Tinten her. Die älteste Form der Tinte dürfte wohl die «Russtinte» sein, deren Erfindung dem Chinesen Tien-Tschen aus der Zeit der Houang Dynastie (2697-2597 v. Chr.) zuzuschreiben ist.
Einleitend sollten wir zuerst Tinten und Tuschen in ihrer Eigenschaft unterscheiden.
TUSCHE
Die Tusche, ursprünglich eine Russtinte, besteht meistens aus dem Russ von verschiedenartigen Ölen, Gummi, Fischleim usw.
Die nach der Form ihrer Aufbewahrung benannte chinesische Stangen- oder Flaschentusche wird heute noch sorgsam aus Sesamöl und Leimwasser hergestellt und anschliessend mit Moschus oder Kampfer parfümiert. Es gibt viele verschiedene chinesische Stangentuschen, die sich anhand der mit Gold aufge tragenen Zeichen, Drachen oder sonstige Figuren, in ihrer Qualität unterscheiden lassen. Die besonders hochwertigen Sorten enthalten in ihrem Innern eine echte kleine Perle, daher die Bezeichnung Perlentusche.
Beim Aufmalen der Russtinte auf die Pergament- oder Papieroberfläche legen sich die Russpartikel auf die jeweiligen Fasern und werden mit dem beigefügten Bindemittel an diesen festgeklebt. Der Vorteil dieser Tusche liegt in ihrer absoluten Lichtbeständigkeit, jedoch ist der darin enthaltene Gummi latent feuchtigkeitsempfindlich.
Tusche, eine eher dem Morgenland entsprechende Schreibflüssigkeit, eignet sich in ihrem Schreibkomfort nicht besonders zum Schreiben mit der Feder. Sie entwickelt ihre vollen Möglichkeiten erst beim Schreiben und Malen mit dem Pinsel oder der Rohrfeder auf weniger gut geleimten Papieren und lässt sich nach dem Trocknen auch leicht, ohne zu verwischen, übermalen.
Zubereitung einer chinesischen Tusche
Petroleum oder gereinigtes Terpentinöl wird in Lampen mit geringer Luftzufuhr verbrannt. Der dadurch entstehende Qualm wird durch ein leicht ansteigend angebrachtes, mindestens 30 m langes Zinkrohr geleitet. Der Russ, der sich am weitesten entfernt von der Lampe ablagert, ist durch seine feine Verteilung und seine Reinheit am besten zur Herstellung von Tusche geeignet. Da auch dieser Russ noch gewisse Teerstoffe enthält, wird er in einer grossen Porzellanschale mit Hilfe eines Porzellanstössels mit so viel Salpetersäure verrührt,
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Abb.55(oder kleines Bild anklicken)
Oben: Verschiedene Tuschestangen. Kleinere stehend (-o-) 1. Qualität, grosse stehend (=o-) 2. Qualität, beide mit eingelegter Perle. Unten liegend: Tusche, Anreibstein, Kalligraphiepinsel, frische Sepia (Tintenfisch) und getrocknete Tintenblasen der Sepia.
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dass sich ein dicker Belag bildet, den man mit etwas Quellwasser verdünnt. Die Schale wird nun vorsichtig so weit erhitzt, bis sich dicke, saure Dämpfe von Salpetersäure entwickeln. Hierauf verdünnt man die Masse wiederum mit Quellwasser, lässt sie sich absetzen und zieht die saure Flüssigkeit ab. Dieser Vorgang wird zur Entfernung der noch anhaftenden Säure nochmals wiederholt. Die ausgewaschene Kohle kocht man anschliessend eine halbe Stunde mit starker Ätznatronlauge, welche die vollständige Zerstörung aller Teerstoffe bewirkt. Eine chemisch beinahe reine Kohle erhält man durch anschliessendes mehrmaliges Auswaschen der Kohlerückstände (wie oben nach dem Vorgang des Säuerns beschrieben).
In einem gedeckten Gefäss wird die Kohle über dem Feuer fast vollständig ausgetrocknet, danach mit einer klaren Gummilösung durchsetzt und so lange eingedickt, bis beim Erkalten ein ganz hart werdender Teig entsteht. Dann nimmt man die Schale vom Feuer und rührt eine kleine Menge in starkem Weingeist aufgelöstes Moschusöl in die Kohlemasse und lässt sie trocknen. Sobald sich darin feine Risse bilden, presst man die Koh lemasse in metallenen Formen, die auf der Innenseite Schriftzeichen tragen können, zu vierkantigen Stangen und lässt diese an der Luft vollständig trocknen. Zur Vollendung füllt man allfällige Risse mit Tuschemasse aus und überzieht die Stangen ganz oder teilweise mit Blattgold.
Anstelle von Petroleum oder Terpentinöl können natürlich auch minderwertigere oder hochwertigere Öle wie Sesamöl verwendet werden.
TINTEN
Im Gegensatz zur Tusche saugt sich Tinte in die Papier- oder Pergamentfasern ein und färbt sie in dieser Weise. Sie ist somit mit dem Beschreibstoff fest verbunden. Tinten, insbesondere die metallischen, eignen sich zum Schreiben mit der Kiel- bzw. Stahlfeder in vorzüglicher Weise.
Seit frühbyzantinischer Zeit kennt man Eisengallustinte (früher Encaustrum genannt), eine metallische Tinte, die an ihrem rostbraunen Schimmer leicht zu erkennen ist. Diese anfänglich schwarze Tinte besteht meistens aus Eisenvitriol (Eisensulfat), Galläpfelabsud, Gummi arabicum sowie Wein oder Wasser.
Beim entsprechenden Mischen dieser Stoffe geht das Eisen(II)-sulfat mit der Gerbsäure des Galläpfelabsuds langsam in ein Eisen(III)-sulfat über. Die Eisenteilchen sind nun als kleinste feste Teilchen mit der Flüssigkeit verbunden und setzen sich allmählich am Boden des Gefässes ab. Das zugesetzte Gummi arabicum hat darauf die Aufgabe, diese kleinsten Eisenpartikelchen in der Schwebe zu halten. Erfahrungsgemäss bildet sich trotz Zusatz von Gummi arabicum immer wieder Satz im Tintenfass, der mittels eines kleinen Holzstäbchens, wie es zu jedem Tintengeschirr gehört, gelegentlich aufgerührt wird.
Der chemische Vorgang bei Verwendung einer solchen Tinte besteht also darin, dass eine schon einmal oxydierte Mischung auf dem Papier unter Einwirkung der Luft nochmals oxydiert und sich fest mit dem Papier verbindet.
Um eine solche Tintenmischung unmittelbar verwenden zu können, ist die sonst leicht wässrige Tinte mit einer nicht lichtechten Farbe, z. B. Amidoschwarz, zu tönen, was sich im Endeffekt auf Qualität und Aussehen des Dokumentes nicht weiter auswirkt. Vorsicht ist hingegen geboten, wenn über eine Zeichnung mit Eisengallustinte Aquarellfarbe aufgetragen werden soll. Dabei ist so lange zu warten, bis die Tinte oxydiert hat, in der Regel 1 bis 3 Tage, und dann beim Malen sorgfältig, ohne einen Pinselstrich zu wiederholen, zügig über die Tinte zu fahren.
Die Galläpfeltinte übertrifft hinsichtlich ihrer Fliesseigenschaft alle anderen Tinten und Tuschen bei weitem. Kaum eine andere Schreibflüssigkeit hält so lange an der Feder, ohne zu tropfen.
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Abb.56(oder kleines Bild anklicken)
Links oben: Rohes Gummi arabicum, unten: Eisengallustinte. In den Schalen: oben pulverisierte Galläpfel, unten Eisensulfat. Rechts oben: Eichenlaub mit Gallapfel, unten: Gallapfel.
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Eine mit genügend Gummi arabicum durchmengte Tinte reisst auch beim Auseinanderspreizen der beiden Füsse der Spitzfeder unter Druck nicht aus; zuviel Gummi arabicum bewirkt, dass die Tinte nicht mehr von der Feder fliesst. Es lassen sich ohne grössere Probleme Materialien beschreiben, bei denen andere Tinten und Tuschen anstelle von feinen Linien Tropfen bilden, da sie auf dem Material nicht haften können. Galläpfeltinte zeigt ihre vorzüglichen Eigenschaften besonders auf Ziegen- und Kalbspergamenten.
Die Tinte sollte nach Möglichkeit immer unverschlossen im Tintenfass aufbewahrt und, was verdunstet, durch neue ersetzt werden. Auch sollte des öftern der Bodensatz aufgerührt und der Inhalt von Staub und sonstigem Unrat gereinigt werden, dies nicht zuletzt dazu, dass die Tinte schon im Fass durch den Kontakt mit der Luft anoxydiert, was beim Schreiben von Dokumenten von Vorteil ist.
Flecken von Galläpfeltinte lassen sich schlecht entfernen. Es gibt kaum ein chemisches Mittel, das die Tinte entfernt, ohne auf dem Pergament oder dem Papier Schaden anzurichten.
Auf Pergament ist ein Flecken am besten mit einem Schreibmaschinen-Tintenradiergummi zu entfernen, da dieser den Untergrund am wenigsten verletzt. In Mitleidenschaft gezogene brauchbare Schriftzüge müssen nachgezogen werden. Anschliessend soll die radierte und neu beschriftete Stelle nach vollständigem Austrocknen der Tinte mit Nasentalg, den man durch Reiben am Nasenflügel gewinnt, wieder im Farbton und Glanz der Umgebung angeglichen werden. Auf dem Papier ist eine Korrektur nur mit dem Skalpell möglich. Die fehlerhafte Stelle wird zu diesem Zweck überschrieben, trocknen gelassen und anschliessend die noch sichtbaren fehlerhaften Schriftzüge mit dem Skalpell fein umfahren. Durch leichtes Anzupfen einer Ecke der zu entfernenden Stelle wird das Papier gespalten bzw. die oberste Schicht des Papiers an der fehlerhaften Stelle entfernt.
Es ist für ungeübte Hände nicht unbedingt ratsam, Fehler durch Schaben mit einem Messer zu entfernen, zumal sich an solchen geschabten Stellen aufgrund der entfernten Papierleimung kein neuer Buchstabe anbringen lässt. Auf Druckvorlagen lässt sich Galläpfeltinte mit Tipp-Ex flüssig nicht dauerhaft übermalen; zur Korrektur für die Reproduktion genügt es jedoch vollends.
Galläpfeltinte hat eine 100 %ige Lichtechtheit. Man schreibt damit also sozusagen für die Ewigkeit.
Durch das Radieren der mit Bleistift gezogenen Vorlinierung verliert die Galläpfeltinte etwas von ihrem bestechenden schwarzen Seidenglanz, der besonders auf Pergament seine volle Wirkung entfaltet. Er kommt jedoch allmählich wieder zum Vorschein.
Nach Jahren bekommt der geschriebene Text eine sichtbare rostbraune «Aura», die sich nach Jahrhunderten über die ganze Schrift zieht. GALLÄPFELTINTE
Zutaten: Eisensulfat (Ferrosulfat, Eisenvitriol). Dieses Eisensalz von türkisblauer Farbe ist in jeder Apotheke zu günstigem Preis erhältlich und sollte trocken gelagert werden. Galläpfel sind durch den Einstich von kleinen Schlupfwespen an jungen Blattknospen, Blättern oder neben den Früchten verschiedenster Eichenarten entstandene krankhafte Auswüchse. Diese sind auch bei uns im Spätsommer zu finden, erfahrungsgemäss in der Nähe von stillen Gewässern, beispielsweise auch an Eichen in Freibädern. Die Gallwespe, die mit ihrem Legestachel die Eier im Frühling in die noch jungen Pflanzenteile legt, bewirkt bei der Eiche einen vermehrten Saftfluss (Gerbstoffe) an dieser Stelle. Durch die Bildung neuer Zellen wird die krankhafte Stelle vom unverletzten Zellgewebe der Eiche getrennt. In den dadurch entstandenen Auswüchsen, den sogenannten Galläpfeln, auf. Nach erneutem Durchsieben stellt man die Tinte 8 Tage an einen kühlen Ort, um sie anschliessend nochmals zu filtrieren. Das Ganze wird mit gekochtem, aber kaltem Wasser auf 1000 Teile ergänzt. Man bewahre diese Tinte gut verkorkt an einem kühlen und dunklen Ort auf. ALTES REZEPT EINER GALLÄPFELTINTE
60 Teile |
zerstossene Galläpfel |
32 Teile |
Gummi arabicum |
32 Teile |
Eisensulfat |
50 Teile |
rohen Holzessig |
950 Teile |
Wasser |
In einem offenen Gefäss werde die Galläpfel mit der Hälfte des Wassers kalt übergossen. In der anderen Hälfte des Wassers löst man das Eisensulfat, den Gummi arabicum und den Holzessig, mischt alles zu den Galläpfeln und lässt das Ganze, lose bedeckt, unter täglichem Umrühren 6-8 Wochen an der Luft stehen.
Nach einigen weiteren Tagen völliger Ruhe füllt man die Tinte in Flaschen ab. Der Rückstand kann zu einem neuen Tintenansatz mitbenutzt werden. SEPIA Dieser natürliche Pigmentfarbstoff, den der Tintenfisch (Sepia officinalis) im Falle einer Gefahr hochkonzentriert auf den Gegner spritzt und damit das Wasser in seiner Umgebung braunschwarz färbt, wurde schon im Altertum als Schreibflüssigkeit verwendet. Der zur Herstellung notwendige Rohstoff ist nicht leicht erhältlich, da die Tintenfische bei uns immer ohne Innereien in den Handel kommen. Da die Sepia meistens am Fangtag selbst von ihren Innereien befreit wird, sind nicht ausgenommene Fische nur frühmorgens, bevor sie auf den Markt kommen, bei den Fischern einzukaufen. Die Sepia wird auf dem Rücken ausgelegt, so dass der Mund sichtbar ist und vom Mund aus gegen die Rückenspitze mit der Messerschneide nach oben aufgeschnitten, ohne jedoch mit der Messerspitze die Innereien zu verletzen. Sind die Innereien mit dem Mund und dem schildförmigen, durchsichtigen Rückenteil herausgenommen, findet man die perlmutterschimmernde Tintenblase leicht neben dem sich etwas körnig anfühlenden Magen. Diese Blase, einen mit einer schwarzbraunen Paste gefüllten Sack, trennt man vorsichtig, ohne sie zu verletzen, vom Rest. Die Tintenblasen werden mit Nadel und Faden am Blasenausgang durchstochen und mit kleinen Schlaufen versehen, so dass sie, an eine Schnur gehängt, etwa 2-3 Tage an der Sonne getrocknet werden können. Danach entfernt man die feine Haut und zerstösst den Inhalt im Mörser. Mit diesem Pulver lässt sich unter Zugabe von Gummi arabicum und Quellwasser ebensogut malen wie eine schöne braunschwarze Sepiatinte herstellen. Dazu benötigt man 1 Teil Gummi arabicum auf 3 Teile Sepia, Wasser nach Belieben. Sollte einmal zuviel Wasser beigegeben worden sein, lässt man dieses einfach an einem warmen Ort wieder verdunsten.
Als Konservierungsmittel sind allenfalls ein paar Tropfen Nelkenöl beizugeben. BISTERTINTE BZW. -TUSCHE
Die seit 1431 bei uns bekannte braune Bistertusche war auch für das einfache Volk ohne grossen Aufwand selbst herstellbar. Den dazu benötigten Grundstoff bildet Holzruss, wie er in den oberen Rauchkammern eines Kachelofens zu finden ist.
Dieses gelbbraune Ofenpech wird mit einem Bürstchen sorgfältig aus dem Innern des Ofens gewischt, gesammelt und dann in heissem Quellwasser im gewünschten Verhältnis aufgelöst. Diese Tusche bedarf im allgemeinen keiner Bindemittel, doch kann, wenn erforderlich, etwas Kirsch- oder Pflaumengummi zugesetzt werden, um die Fliesseigenschaften zu verbessern. «RECEPT, GUTE DINTEN ZU MACHEN» Nimm 2 Mass sauber Regenwassser in ein sauberen Dintenhafen. Tue darein 18 Lod schwarzen Gallus, grob gestossen und den Staub davon gesiebt. Lass also drei Tag und Nächt stehen. Alsdann tu darein 8 Lod Vitriol und ein Lod Alaun samt einem Glas voll Essig und ein Löffel voll Salz. Rühre es wohl untereinander. Stelle den Hafen Sommerzeits an die Sonne, im Winter aber auf einen warmen Ofentritt, vierzehn Tage lang und alle Tage einmal umgerührt. Gibt eine usbündig schöne schwarze Dinten. (Andreas Behem, Klagenfurt 1716)
1 Mass |
= 1,671 |
1 Lod |
= 15,8 g |
BLAUHOLZTINTE Das Blauholz oder Kampescheholz enthält einen in Wasser leicht löslichen Farbstoff, der sich durch seinen günstigen Preis und seine Haltbarkeit besonders zur Tintenzubereitung eignet.
Die in Drogerien zum Färben von Ostereiern erhältlichen Blauholzstückchen werden in einen Leinensack gebunden und in heisses oder lauwarmes Wasser gehängt. Das Verhältnis sollte 200 g Blauholz auf 11 Wasser betragen. Zur Verbesserung der Schreibeigenschaft fügt man dem Auszug noch 15 g Gummi arabicum zu.
Um eine tiefschwarze Tinte zu erhalten, löst man noch 1 g chromsaures Kalium und erhält damit eine Blauholzextrakt-Chromtinte. ROSENTINTE «Schwarze Rosendinte» (1798) Man siede in einem Quart Wasser eine Handvoll frische Rosenblätter ab und filtriere es hernach. In dieses Wasser werfe man etwas weissen oder grünen Vitriol. So wird eine schwarze Dinte daraus, die einer gewöhnlichen schwarzen Dinte nichts nachgibt. «Rote Rosendinte» (1798) Wie oben: dann lässt man einige Tropfen Spiritus Vitrioli Accidi hineinfallen, so wird die Dinte rot. ECHTE GOLDTINTE Echtes Blattgold wird so lange in einer Porzellanreibschale mit etwas Gummi arabicum verrieben, bis selbst unter der Lupe keine Goldplättchen mehr zu sehen sind, oder man bedient sich eines feinen Pudergoldes. Hierauf setzt man nach und nach gerade so viel Wasser zu, dass man eine dickflüssige Tinte erhält.
Statt Wasser kann auch eine gesättigte Lösung von Pirkinsäure in Wasser verwendet werden, was eine schön gefärbte goldglänzende Tinte ergibt. Die Tinte muss wegen des hohen spezifischen Goldgewichtes immer wieder aufgerührt werden. GEHEIMTINTEN, SYMPATHETISCHE TINTEN Diese Tinten haben die Eigenschaft, unsichtbare Schriftzüge zu liefern, welche erst durch eine besondere Behandlung sichtbar werden.
Blaue Geheimtinte Man schreibt mit einer 10 % Kobaltchloridlösung oder einer Lösung aus 1 Teil Kobaltnitrat (kristallisiertes, salpetersaures Kobaltoxydul) auf 25 Teile destilliertes Wasser. Die Schrift wird durch Erwärmen blau, verschwindet aber beim Erkalten allmählich wieder. «Eine sympathetische Dinte» Man nehme 4 Loth gutes Scheidewasser, 1/2 Loth Galläpfel von den kleinsten und schwärzesten, welche in kleine Stücke zerbrochen werden müssen, und 1 Loth Vitriol. Diese zusammen lasse man in einer Bouteille aus weissem Glas eine Zeit lang im Marienbad kochen, löse dann in ein wenig Regenwasser eine kleine Nuss gross Sal Ammoniaci und arabischen Gummi auf; giesse diese zur ersten Composition. Man schreibe damit nach Belieben auf weisses Papier, und in einer Zeit von 40 Tagen wird die Schrift verschwinden und nicht mehr zum Vorschein kommen.
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Abb.57(oder kleines Bild anklicken)
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TEERFARBSTOFFTINTEN
Die Herstellung von Teerfarbstofftinten ist sehr einfach und äusserst billig. Es lassen sich anstelle der oft sehr umweltbelastenden chemischen Teerfarbstoffe natürliche Farbstoffe zur Zubereitung farbiger Tinten verwenden. Der 1834 von F. F. Runge durch Oxydation aus Steinkohleteer erhaltene schwarze Anilinfarbstoff stand am Beginn einer explosiven Entwicklung und zahlreicher Neuerungen im 20. Jahrhundert. Die Farbenindustrie wurde durch diese Erfindung zu einem bedeutenden Faktor der Wirtschaft.
Aus dem Steinkohleteer werden Schwer-, Mittel- und Leichtöl gewonnen. Aus dem Schweröl entsteht das Anthrazenöl und daraus die meist recht gut lichtechten Alizarinfarbstoffe.
Aus dem Mittelöl erhält man das Naphtalin und daraus die Naphtolfarbstoffe wie Indigo, Echtrot, Scharlach und Echtschwarz, ebenso Nigriosin, Indulin und Naphtylaminschwarz. Das Leichtöl liefert das Rohbenzol, woraus Benzol und daraus Toluol gewonnen wird. Das aus dem Toluol gewonnene Nitrobenzol ist der Rohstoff für Methylviolett, -blau und -grün und alle Anilinfarbstoffe wie Fuchsin, Rosalin etc., ebenso Alkalibraun, Echtbraun, Nakarat etc. Alle diese Farbstoffe und viele andere mehr eignen sich jedoch aufgrund ihrer Umweltschädlichkeit, ihrer teils schlechten Lichtechtheit und ihrer Neigung zum Ausbluten kaum als Schreibstoff.
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Abb.58(oder kleines Bild anklicken)
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Grundsätzlich werden alle Teerfarbstoffe jeweils mit gleicher Menge Gummi arabicum in einer 100fachen Menge Wasser gelöst.
Aus der Vielzahl von Tinten sei hier nur die Herstellung einer kleinen Auswahl davon näher beschrieben:
Veilchentinte, Violette Tinte
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Abb.59(oder kleines Bild anklicken)
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Methylviolett, Anilinviolettunter Beigabe von etwas Veilchenöl.
Man löst 15 g Anilinviolett unter Erwärmen in 100 g Weingeist auf und fügt sodann in kleinen Mengen eine Lösung von 35 g Gummi arabicum in 900 g Wasser hinzu. Sollte sich der Farbstoff pulverig absondern, kann man noch etwas Weingeist zufügen. Das Veilchenöl löst man am besten in Weingeist.
Kaisertinte, Blaue Tinte
Alkaliblau, Methylblau etc.
20 g Anilinblau werden mit 100 g Wein geist verrieben, sodann mit 450 g destilliertem Wasser erwärmt und schliesslich mit 50 g in 450 g destilliertem Wasser gelöstem Gummi arabicum versetzt.
Frühlingstinte, Türkistinte
Methylgrün in entsprechender Verdünnung mit Maiglöckchenöl.
Es werden ca. 8 g wasserlösliches Methylgrün einige Stunden in 30 g kaltem, destilliertem Wasser gelöst, sodann mit 950 g heissem Wasser unter Zugabe von 20 g Zucker und einem Tropfen Maiglöckchenöl versetzt.
Liebestinte, Rote Tinte
Fuchsin, Eosin, Nakarat, Ponceau etc. mit Rosenwasser.
15 g spirituslösliches Anilinrot übergiesst man mit 100 g Weingeist und erwärmt das Ganze in einem Wasserbad bis zur vollständigen Lösung. Gleichzeitig löst man 35 g Gum mi arabicum in 900 g Wasser, kocht diese Flüssigkeit auf und giesst den gefärbten Weingeist in einem dünnen Strahl unter Rühren dazu.
Bei der Verwendung von Fuchsin benutzt man nur 5 g Diamantfuchsin in 150 g Weingeist, 800 g Wasser, 30 g Gummi arabicum, 20 g Natriumnitratlösung 1:10.
Für die sehr einfache Eosintinte braucht man 20 g Eosin in 11 heissem, destilliertem Wasser, 2 g Salmiakgeist und 20 g Gummi arabicum.
Rosenwasser kann, entsprechend verdünnt, anstelle des destillierten Wassers verwendet werden, Rosenöl wie bei der Frühlingstinte im Weingeist zugesetzt werden.
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Abb.60(oder kleines Bild anklicken)
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TINTEN ZUM SCHREIBEN AUF METALL, PORZELLAN UND GLAS
Ätztinte für Eisen und Messing
Da diese Tinte das Material der Stahlfeder angreift, sollte zum Schreiben ein Gänsekiel, eine Glasfeder oder eine Goldfeder benutzt werden.
Sie besteht aus:
20 g Kupfersulfat |
10 g Gummi arabicum |
5 g Essig |
5 g Lampenschwarz |
60 g Wasser |
Ätztinte für Silber
Man schreibt mittels des Gänsekiels mit einer Platinchloridchlorwasserstofflösung und spült mit Ammoniak und Sägespänen das Silber gut ab.
Ätztinte für Glas (Vorsicht! Stark ätzend!)
Eine 15-20 %ige Fluorwasserstoffsäure wird mit so viel Lösung von Gummi arabicum versetzt, dass sie wie Tinte aus der Feder fliesst. Danach setzt man Glyzerin im Verhältnis von 20 % der Gesamtmenge der Mischung zu und färbt das Ganze mit Karamel. Nach dem Schreiben muss man die Tinte so lange auf dem Glas lassen, bis sie eingetrocknet ist; danach kann man sie entfernen.
Eine andere Mischung zum Ätzen von Glas ist die folgende:
30 g Fluorammonium (Ammoniumflurid) wird mit 15 g Wasser und 6 g reiner Schwefelsäure gemischt und in einem Kunststofffläschchen auf 40 °C, aber nicht höher, erwärmt und nach dem Abkühlen mit 6 g starker Flusssäure sowie 2 g Gummi arabicum versetzt. Zum Schreiben bedient man sich der Stahlfeder oder des Gänsekiels; die Schrift wird mit dieser Tinte matt.
Eine weitere Variante ist, 36 g Natriumfluorid und 7 g Kaliumsulfat in 500 g Wasser zu lösen und anderseits 14 g Zinkchlorid in 500 g Wasser, gemischt mit 56 g konzentrierter Salzsäure.
Bei Gebrauch werden gleiche Teile dieser beiden Flüssigkeiten gemischt und mit etwas chinesischer Tusche versetzt.
Da diese Tinten das Glas angreifen, sollten sie in gut verschliessbaren Kunststoffbehältern aufbewahrt werden.
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