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VORWORT

Jede Schrift gibt uns die Möglichkeit, Gedanken und gesprochene Worte über einen gewünschten Zeitraum festzuhalten, und ist, wie die Sprache, ein Mittel zur Mitteilung und zur Verständigung unter den Menschen.
Schon in frühester Zeit haben die Schriften verschiedener Kulturen in der Architektur und Kalligraphie eine künstlerische Bedeutung gewonnen, die sie nicht nur als Träger der Sprache, sondern auch mit ihren Formwerten zu einem wesentlichen kulturellen Bestandteil werden liess.
Schriftgestaltung als ästhetische Erziehung enthält wertvolle Kräfte, die in jedem Fall eine wesentliche Bereicherung darstellen. Sie verlangt Präzision, Selbstbeherrschung, Konzentration und Ausdauer und hilft, ein sicheres Augenmass, ein Gefühl für Proportionen und eine bestimmte Handfertigkeit zu entwickeln. Der meditative Charakter, die bedächtige Beschaulichkeit der Schreibkunst, wurde schon in frühester Zeit von allen Kulturen erkannt und wird auch heute vielerorts im Stillen gepflegt.
Dieses Buch, das aus den Arbeitsblättern jahrelangen Kalligraphie-Unterrichts entstanden ist, soll einen Anstoss in eine wenig dokumentierte Richtung der Kalligraphie geben. Es erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, hat aber ein besonderes Augenmerk auf die praktische Seite des Schreibens und gibt zahlreiche nützliche Hinweise, die allzuoft übergangen oder schlicht vergessen werden. Es ist kein Buch zum Lesen, sondern soll als Nachschlagewerk, als Stütze und Ergänzung dienen.

Basel, den 12. Oktober 1989
Andreas Schenk

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