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TUSCHE

Die Tusche, ursprünglich eine Russtinte, besteht meistens aus dem Russ von verschiedenartigen Ölen, Gummi, Fischleim usw.

Die nach der Form ihrer Aufbewahrung benannte chinesische Stangen- oder Flaschentusche wird heute noch sorgsam aus Sesamöl und Leimwasser hergestellt und anschliessend mit Moschus oder Kampfer parfümiert. Es gibt viele verschiedene chinesische Stangentuschen, die sich anhand der mit Gold aufgetragenen Zeichen, Drachen oder sonstige Figuren, in ihrer Qualität unterscheiden lassen. Die besonders hochwertigen Sorten enthalten in ihrem Innern eine echte kleine Perle, daher die Bezeichnung Perlentusche.

Beim Aufmalen der Russtinte auf die Pergament- oder Papieroberfläche legen sich die Russpartikel auf die jeweiligen Fasern und werden mit dem beigefügten Bindemittel an diesen festgeklebt. Der Vorteil dieser Tusche liegt in ihrer absoluten Lichtbeständigkeit, jedoch ist der darin enthaltene Gummi latent feuchtigkeitsempfindlich.

tusche

Tusche, eine eher dem Morgenland entsprechende Schreibflüssigkeit, eignet sich in ihrem Schreibkomfort nicht besonders zum Schreiben mit der Feder. Sie entwickelt ihre vollen Möglichkeiten erst beim Schreiben und Malen mit dem Pinsel oder der Rohrfeder auf weniger gut geleimten Papieren und lässt sich nach dem Trocknen auch leicht, ohne zu verwischen, übermalen.

Abb.54:
Oben: Verschiedene Tuschestangen:
Kleinere stehend (o) 1. Qualität, grosse stehend (=o-) 2. Qualität, beide mit eingelegter Perle.
Unten liegend: Tusche, Anreibstein, Kalligraphiepinsel, frische Sepia (Tintenfisch) und getrocknete Tintenblasen der Sepia.

Herstellung einer chinesischen Tusche:
Petroleum oder gereinigtes Terpentinöl wird in Lampen mit geringer Luftzufuhr verbrannt. Der dadurch entstehende Qualm wird durch ein leicht ansteigend angebrachtes, mindestens 30 m langes Zinkrohr geleitet. Der Russ, der sich am weitesten entfernt von der Lampe ablagert, ist durch seine feine Verteilung und seine Reinheit am besten zur Herstellung von Tusche geeignet. Da auch dieser Russ noch gewisse Teerstoffe enthält, wird er in einer grossen Porzellanschale mit Hilfe eines Porzellanstössels mit so viel Salpetersäure verrührt, dass sich ein dicker Belag bildet, den man mit etwas Quellwasser verdünnt. Die Schale wird nun vorsichtig so weit erhitzt, bis sich dicke, saure Dämpfe von Salpetersäure entwickeln. Hierauf verdünnt man die Masse wiederum mit Quellwasser, lässt sie sich absetzen und zieht die saure Flüssigkeit ab. Dieser Vorgang wird zur Entfernung der noch anhaftenden Säure nochmals wiederholt. Die ausgewaschene Kohle kocht man anschliessend eine halbe Stunde mit starker Ätznatronlauge, welche die vollständige Zerstörung aller Teerstoffe bewirkt. Eine chemisch beinahe reine Kohle erhält man durch anschliessendes mehrmaliges Auswaschen der Kohlerückstände (wie oben nach dem Vorgang des Säuerns beschrieben).
In einem gedeckten Gefäss wird die Kohle über dem Feuer fast vollständig ausgetrocknet, danach mit einer klaren Gummilösung durchsetzt und so lange eingedickt, bis beim Erkalten ein ganz hart werdender Teig entsteht. Dann nimmt man die Schale vom Feuer und rührt eine kleine Menge in starkem Weingeist aufgelöstes Moschusöl in die Kohlemasse und lässt sie trocknen. Sobald sich darin feine Risse bilden, presst man die Koh­lemasse in metallene Formen, die auf der Innenseite Schriftzeichen tragen können, zu vierkantigen Stangen und lässt diese an der Luft vollständig trocknen. Zur Vollendung füllt man allfällige Risse mit Tuschemasse aus und überzieht die Stangen ganz oder teilweise mit Blattgold.
Anstelle von Petroleum oder Terpentinöl können natürlich auch minderwertigere oder hochwertigere Öle wie Sesamöl verwendet werden.

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